Endlich: Pestizid-Verbotswelle!

Seit 1. Januar 2020 dürfte kein Landwirt mehr in der Schweiz das vermutlich krebserregende Fungizid Chlorothalonil gegen Mehltau und andere Pilzkrankheiten mehr verwenden, allerdings läuft die Beschwerdefrist erst Ende Januar ab. Die Europäische Kommission hat zudem die Zulassung des Bayer-Insektizids Thiacloprid nicht erneuert und gleichzeitig diejenige der Insektizide Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl für den europäischen Markt beendet. Die Schweiz hinkt bei Letzteren hinterher.
In der Schweiz ist nun Chlorothalonil gegen Pilzkrankheiten verboten, vorbehalten die Beschwerdefrist. Bild: Pixabay
Januar 15, 2020

Fausta Borsani

Der Einsatz von Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl bleibt in der Schweiz vorerst noch erlaubt, denn das Anwendungsverbot ist durch Anfechtungen blockiert. Es ist zu hoffen, dass auch die Schweizer Behörden bald nachziehen. Für Thiacloprid und für weitere, schon lange bewilligte Wirkstoffe, hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) versprochen, sogenannte «Wirkstoffevaluationen» durchzuführen. So werden hoffentlich bald weitere, schon seit Urzeiten bewilligte Pestizid-Dinosaurier aus dem Verkehr gezogen. Chlorothalonil war immerhin trotz Kritik 50 Jahren im Einsatz! Was dessen kanzerogenen Abbauprodukte, die heute im Grundwasser sind, noch ausrichten werden, ist leider nicht abzuschätzen.

Unser Trinkwasser ist nachhaltig gefährdet
Dank einer neueren Sensibilität der Bevölkerung in Sachen Pestizide wurden an vielen Orten in der Schweiz Messungen durchgeführt und Abbauprodukte von Chlorothalonil im Grundwasser gefunden. Dies hat bereits zur Schliessung von zahlreichen Trinkwasserfassungen geführt und zum breiten Bewusstsein, dass unser aller Trinkwasser nachhaltig gefährdet ist. Es muss mit vielen hunderttausend Menschen gerechnet werden, die jahrelang Wasser getrunken haben oder noch trinken, welches die Grenzwerte für krebserregende und andere für den Menschen giftige Stoffe überschreitet.

Gifte verbleiben jahrelang im Boden und im Wasser
Und selbst ein Verbot der Pestizide garantiert noch nicht, dass diese aus den Böden und dem Wasser verschwinden. Sie vergiften zum Teil noch Jahre danach unsere Umwelt und uns Menschen. Die Verdünnung des Trinkwassers, damit es die Grenzwerte einhält, hat ihre Grenzen. Und selbst ausgeklügelte Filter, die mit umgekehrter Osmose arbeiten, sind für diese Wasservolumina unerschwinglich. Wir kommen als Gesellschaft also nicht darum herum, das Problem an der Wurzel anzupacken.

Pestizidfreie Landwirtschaft nötig
Was es darum wirklich braucht, ist eine moderne Landwirtschaft ohne Pestizide und eine Landwirtschaftspolitik, die den LandwirtInnen, zum Beispiel über Direktzahlungen Anreize dazu bietet. Auch über die Ausbildung und die Fachmedien sollten Bäuerinnen und Bauern erfahren, dass man ohne Pestizide wirtschaftlich arbeiten kann. Tausende von BiolandwirtInnen machen das bereits vor.

Dringende Pestizidverbote
Ausserdem muss das BLW rasch und unbürokratisch die gefährlichsten Pestizide verbieten. Die nächsten Kandidaten wären nach Vorbild der EU das Neonicotinoid Thiacloprid, das vermutlich stark zum Insektensterben beiträgt und ausserdem die menschliche Fortpflanzung negativ beeinflusst und Chlorpyrifos wie auch Chlorpyrifos-Methyl, die das ungeborene Kind schädigen. Dann könnte die Liste mit den künstlichen Pyrethroiden fortgesetzt werden und … und … und….

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