Die Hummeln verhungern!

Wenn Hummellarven Pollen fressen, der Imidacloprid enthält, sind sie lebenslang geschädigt und gefährden das Überleben der Art. Imidacloprid, ein weitverbreitetes äusserst wirksames Insektizid, ist ein sogenanntes Neonikotinoid. Von diesen gefährlichen Pestizidwirkstoffen sind in der Schweiz vier erlaubt und ein weiteres ist in der Zulassungspipeline. Der Verein ohneGift ist der Ansicht, dass Neonikotinoid-Pestizide wegen ihrer schwerwiegenden Schädigung von Bestäubern ganz verboten werden sollten.
Die Hummeln transportieren die Pestizide ins Nest, so dass weitere Tiere, der Nachwuchs und die Königin kontaminiert werden. Bild: Pixabay
März 11, 2020

Fausta Borsani

In einer neuen englischen Studie wiesen Wissenschaftler nach, dass sich Babyhummeln abnormal entwickeln, wenn sie Futter kriegen, das mit Neonikotinoiden verseucht ist. Neonik-Produkte können aufgrund ihrer verbreiteten landwirtschaftlichen Nutzung eben leicht in Hummel- und Bienenfutterquellen landen. Denn nach der Anwendung bewegt sich der Wirkstoff durch das Gefässsystem der Pflanze und findet sich in Pollen und im Saft der Pflanze. Die erwachsenen Hummeln füttern ihre Larven damit und diese tragen einen Hirnschaden davon.

Babyhummeln dauerhaft geschädigt
Das Erkenntnis der Studie: die Schlüsselregion des Gehirns, die das Lernen erleichtert, weist bei denjenigen Insekten, die dem Neonikotinoid Imidacloprid ausgesetzt waren, ein vermindertes Wachstum auf. Die Rückstände dieses Insektizids verursachen sowohl bei jungen wie auch bei erwachsenen Bienen und Hummeln ein Schrumpfen des Gehirns und daraus Verhaltensstörungen.

Biodiversität gefährdet
Dr. Richard Gill, der leitende Forscher der Studie, führt aus: «Bienenvölker fungieren als Superorganismen. Wenn ihre geschädigten Jungen erwachsen werden, sind sie nicht in der Lage, Futter zu suchen». Derart geschwächt, sind ganze Populationen gefährdet. Schon nach der Roten Liste von 1994 waren 45 Prozent der 620 Arten von Wildbienen und Hummeln in der Schweiz gefährdet. Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass sich die Situation seit den Erhebungen für die Rote Liste von 1994 erheblich verschlimmert hat. Die neue Rote Liste soll 2022 erscheinen.

Gesuch in der Pipeline
Der Einsatz von Imidacloprid  ist zwar innerhalb der EU und der Schweiz, aber nicht weltweit, auf Gewächshäuser beschränkt (ebenso Thiametoxam). Und obwohl alle Neonikotinoide mit dem gleichen Wirkungsmechanismus schädlich auf Insekten wirken – schliesslich wurden sie dafür entwickelt Insekten zu töten – dürfen in der Schweiz noch folgende Neonik-Wirkstoffe im Freien verwendet werden: Acetamiprid, und Thiacloprid.  Für ein weiteres umstrittenes Neonikotinoid  –  Sulfoxaflor – ist beim Bundesamt für Landwirtschaft seit 2018 ein Gesuch hängig.

Neonik-Verbot wäre Chance für unsere Bestäuber
Heute stehen die Hummeln weltweit einer ungewissen Zukunft gegenüber. Allein im letzten Jahrhundert ist ihre Zahl sowohl in Europa als auch in Amerika um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. Natürlich ist nicht alles davon auf Pestizide zurückzuführen. Auch Hummeln, Wildbienen und Honigbienen kämpfen mit steigenden Temperaturen und dem Verlust von Lebensraum. Doch haben wir in der reichen Schweiz die Chance und Möglichkeit uns eine ökologische Landwirtschaft leisten zu können, die mit viel weniger bis ganz ohne giftige Pestizide auskommt, dafür Lebensräume und Nahrung für Insekten bietet. Das könnte unsere Chance sein, lebenswichtige Bestäuber für die Zukunft zu retten!

Quelle:

Imperial College London, Pesticides impair baby bee brain development, März 2020
https://phys.org/news/2020-03-pesticides-impair-baby-bee-brain.html

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