Fausta Borsani
Die Marmorierte Baumwanze wurde vor 16 Jahren von Asien in die Schweiz mit irgendwelchen Importwaren eingeführt und hat sich mittlerweile im ganzen Land verbreitet. Sobald es über 10 Grad warm wird, saugt sie mit ihrem Stechrüssel an Blättern, Fruchtanlagen und Früchten und richtet grosse Schäden an. Denn nach dem Saugen deformieren sich die Früchte, verfärben sich und sind unansehnlich. Bis zur Hälfte der Ernte ist dann futsch.
Hilfe aus der Giftspritze
Verständlich, dass das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den betroffenen Bauern helfen will. Unverständlich jedoch, dass es dies mit der Bewilligung von üblen Giften tut, die nachweislich zum Insekten- und Vogelsterben beitragen. Und zudem auch bei uns Menschen Krebs auslösen und unsere Erbsubstanz verändern können.
Samurai gegen Wanze
In den letzten 16 Jahren haben innovative Landwirte schon einiges gegen den Stinkkäfer, wie die Marmorierte Baumwanze auch genannt wird, ausprobiert: Viele Hoffnungen beruhen nun auf einem anderen Eindringling aus Asien: die Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus). Die Wespe legt ihre Eier auf das Eigelege der Wanze und die Wespenlarven fressen dieses auf. Wegen der Samuraiwespe hält sich der Schaden durch die Marmorierte Baumwanze in China natürlicherweise in Grenzen. Dumm nur: auch die hilfreiche Wespe wird durch Insektizide getötet.
Locken und killen
Mit Pheromon-Fallen können die Wanzen angelockt und anschliessend getötet werden, Netze über die Kulturen sind auch denkbar, wenn auch teuer. Es gibt auch Landwirte, welche die Wanze mit dem Staubsauger einsaugen. Man sieht: an Alternativen hätte der Bund und seine Forschungsanstalt Agroscope seit 16 Jahren arbeiten können, um sie zur Praxisreife zu bringen.
Vorausdenken sieht anders aus
Die Landwirte stehen jetzt ohne praxisreife, naturschonende Bekämpfungsmassnahmen da und werden vom BLW mit gefährlichen Pestiziden abgespiesen. Vorbereitung auf absehbare Probleme und Vorausdenken sieht anders aus. Die Notzulassung zeigt, dass es der Bund 16 Jahre lang verschlafen hat, Alternativen zu entwickeln und zu propagieren.