Ameisen, sind das Feindbild vieler «NaturliebhaberInnen». Diese wollen die kleinen Krabbeltiere mit allen Mitteln von Haus, Balkon und Terrasse, im Garten oder auf Wegen weghaben. Viele Wirkstoffe, die dabei eingesetzt werden, sind giftig, sehr sogar. Und das bereits in kleinsten Mengen. Sie töten nicht nur weitere Insekten im Garten, sondern auch Wasserorganismen, wenn sie zum Beispiel mit einem Regenguss in ein Gewässer gelangen. Aber der Kampf gegen Ameisen wird mit harten Bandagen geführt. So schreibt die Landi: «Abgesehen davon, dass sie Blattläuse pflegen und deren Feinde bekämpfen, sind Ameisen in der Regel wirklich schädlich.» Gegen diese vermeintlichen Schädlinge vertreiben Landi und Coop u.a. das Giessmittel «Capito». Es enthält das Insektizid Permethrin. Permethrin ist als künstliches Pyrethroid sehr giftig für alle Insekten, so zum Beispiel für Wildbienen und Solitärwespen, die im gleichen Lebensraum wie die Ameisen leben und ihre Nester im Boden anlegen. Zudem sollte das Gift nicht ins Wasser gelangen, da es Wasserlebewesen wie Fische und Algen schädigt.
Das Bundesamt für Umwelt BAFU geht davon aus, dass KundInnen von Grossverteilern und Gartencenter die Gefahrenhinweise lesen und verstehen und die Mittel «vernünftig» nutzen. In der Produktbeschreibung von Capito liest man: «Produkt vorsichtig verwenden». Was nicht sehr aufschlussreich ist. Im Ameisenköder Matil der Firma Maag findet man den Wirkstoff Fipronil. In der Landwirtschaft ist Fipronil längst verboten, weil es schon in Spuren Bienen und andere Nutzinsekten vernichtet. Im Garten und auf der Terrasse, ja sogar im Haus dürfen es Laien weiterhin einsetzen. Als potentes Gift gegen Ameisen preist die Migros das Maag-Produkt: «Schneller und durchschlagender Erfolg garantiert». Danach folgt die Warnung: «Nicht in die Kanalisation gelangen lassen. Mittel und/oder dessen Behälter nicht in Gewässer gelangen lassen. Leere Gebinde gründlich gereinigt zur Kehrichtabfuhr. Zur Entsorgung Mittelreste zur Gemeindesammelstelle, Sammelstelle für Sonderabfälle oder Verkaufsstelle.» Nur, wie soll das gehen? Gründlich reinigen, aber Mittel ja nicht in die Kanalisation gelangen lassen. Fragt sich, wie genau man den Stoff loswerden soll.
In der Schweiz sind 132 Ameisenarten heimisch, wovon 46 Arten gefährdet sind. Trotz allen Anfeindungen sind Ameisen sehr wichtig für das Leben auf der Erde: Sie erfüllen wichtige Aufgaben wie: Samen verbreiten, Pflanzen fressen, Pilze züchten. Ameisen sind Landschaftspfleger und ohne sie wäre es über grosse Flächen karg und ohne Vegetation: Sie ermöglichen es den Pflanzen mit ihren unterirdischen Gängen, besser Wurzeln zu schlagen. Sie fördern die Bildung von fruchtbarem Humus. Fehlen die Ameisen, können Pflanzen nur schwer sesshaft werden und der Boden wird schnell durch Regengüsse abgetragen. Die Insekten tragen auch zur Verbreitung von Pflanzensamen bei. Waldameisen beispielsweise transportieren die Saat von 150 Pflanzenarten. Ameisen räumen tote Tiere ab und vernichten schädliche Raupen in grossen Mengen. Ausserdem sind sie Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere, wie Kröten, Vögel, Eidechsen oder Spinnen. Es wäre darum angebracht, ihnen Respekt entgegenzubringen und sie möglichst leben zu lassen. Abgesehen davon, gibt es für die Umwelt viel weniger schädliche Hausmittel gegen Ameisen (vgl. Kasten). Besonders umweltgefährdende Biozidwirkstoffe wie Permethrin, Fipronil oder Tetramethrin sind für die Biodiversität, für Insekten allgemein und für Wasserorganismen ein besonderes Risiko. In der Landwirtschaft sind sie längst verboten. Doch sie bleiben für Laien frei zugänglich.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) antwortet in einer Stellungnahme zu Ameisengift: «Ein generelles Verbot von Biozidprodukten mit bestimmten Wirkstoffen für private Verwender ist nicht vorgesehen und wäre nicht verhältnismässig. In der Regulierung über Biozidprodukte sind Kriterien basierend auf der Gefahreneinstufung des Produktes festgelegt, welche erfüllt sein müssen, wenn Produkte für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind. Diese Kriterien dienen dem Schutz der menschlichen Gesundheit, nicht der Umwelt.» Mit anderen Worten hat das BAFU für die Biozidwirkstoffe im Ameisengift keine Umweltprüfung gemacht. Wie es ohne Prüfung sagen kann, ein Verbot solcher Gifte wäre «nicht verhältnismässig», bleibt sein Geheimnis. Diese Zulassungspraxis für Biozide ist, gelinde gesagt, aus der Zeit gefallen.
Der Verein ohneGift fordert, dass bekanntermassen umweltgiftige Biozide wie namentlich Pyrethroide für Private verboten werden.
Und was macht man gegen Ameisen?
Im Garten sollte man Ameisen nicht vertreiben, da sie zur Natur gehören und nützlich sind. Im Haus kann es nötig sein, gegen Ameisen vorzugehen, etwa wenn sie sich in Böden oder Wänden aus Holz eingenistet haben. Dazu können verschiedene Hausmittel angewandt werden: Da Ameisen über einen sehr ausgeprägten Geruchssinn verfügen, werden sie durch Zimt, Nelken, Zitrone, Chili, Lavendel-, Minzenöl oder Essig vertrieben. Bewährt haben sich scheinbar auch Kupfermünzen, die an den Gebäudeeingängen platziert werden.
Aber was macht man, wenn die Ameisen von draussen ins Haus kommen? Zuerst mal gründlich putzen und das Essen wegschliessen, denn sie werden von Essensresten oder offen zugänglichen Lebensmitteln angelockt. Zudem sollte man Fugen und Ritzen, durch die sie eindringen, mit Silikon oder Dichtungsband verschliessen.
Wenn es denn wirklich ums Töten geht, ist das bekannteste Hausmittel gegen Ameisen Backpulver – in Verbindung mit Zucker eine tödliche Mahlzeit. Auch Kaolin hat sich bewährt, ein simples Steinpulver, das die Atemwege der Ameisen verstopft.
Bei problematischen Ameisenpopulationen im Haus wie etwa der winzigen, aber zähen Pharaonenameise müssen professionelle Schädlingsbekämpfer ans Werk. Allerdings sollte man von ihnen verlangen, keine Umweltgifte wie künstliche Pyrethroide zu verwenden, da diese oft auch für den Menschen schädlich sind. Als Laie auf jeden Fall Finger weg von Giften!