Der Verein ohneGift…
…fordert, dass der Einsatz von Tierarzneimitteln mit Imidacloprid, Fipronil und Permethrin verboten wird. In das Heilmittelgesetz soll eine Pflicht für eine Umweltprüfung und verbesserte Gesundheitsprüfung von Tierarzneimitteln aufgenommen werden.
…empfiehlt den Hunde- und Katzenbesitzer:innen, unschädliche Alternativen für den Zeckenschutz zu verwenden.
Hintergrund
Europaweit sind Fipronil, Imidacloprid und Permethrin als Insektizide in der Landwirtschaft verboten.[1],[2],[3] Es ist nachgewiesen, dass ihre Anwendung eine hochtoxische Wirkung auf Insekten und Wasserlebewesen hat.[4] Während in der Landwirtschaft aufgrund der toxischen Effekte auf Bestäuber wie Bienen und Hummeln bereits ein Verbot dieser Stoffe gilt, erlaubt die derzeitige Zulassung in der Heimtiermedizin den Einsatz in Zeckenschutzmitteln. Dies liegt an den unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen: Während das Pflanzenschutzmittelrecht an die Zulassung Umweltanforderungen stellt, fehlt dies in den Vorschriften zur Zulassung von Tierarzneimitteln vollständig.
Doch nicht nur die Natur leidet unter diesen Wirkstoffen – auch der Mensch ist betroffen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass diese Substanzen die Fortpflanzung beeinträchtigen, das Krebsrisiko erhöhen und den Hormonhaushalt stören können (siehe Infobox «Toxizität von Fipronil, Imidacloprid und Permethrin»).[5],[6],[7],[8]Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Insektizide nach der Anwendung auf dem Fell der Tiere unbemerkt im Haushalt verteilen. Beim Kuscheln, Spielen oder gemeinsamen Schlafen gelangen sie in Betten, Teppiche und Möbel, wo sie über lange Zeit präsent bleiben (siehe Abbildung 1). Ein besonderes Risiko besteht für Kinder und Schwangere.

Angesichts dieser alarmierenden Erkenntnisse ist es höchste Zeit, das Zulassungsverfahren für Zeckenschutzmittel zu überdenken. Anders als heute sollen das Risiko für die Umwelt und die Gewässer geprüft werden und besser als heute auch das Gesundheitsrisiko für den Menschen. Zudem braucht es – wie im Pflanzenschutzmittelrecht – die Möglichkeit, zugelassene Tierarzneimittel einer Überprüfung zu unterziehen, um eine Zulassung gegebenenfalls zu widerrufen.
Toxizität von Fipronil, Imidacloprid und Permethrin
Fipronil ist ein starkes Gift für Bienen, terrestrische Insekten und Wasserlebewesen – aus diesem Grund befeuert es das Insektensterben.[5] 1 Tropfen Fipronil kann bis zu 30’000 Bienen töten und weitere Tausende neurologisch schädigen.[9] Das Hauptabbauprodukt von Fipronil, Fipronil-Sulfon, ist zudem bis zu sechs Mal giftiger für aquatische Lebewesen wie der ursprüngliche Wirkstoff.[5] Für Menschen gilt Fipronil in den USA als «möglicherweise krebserregend».[7] In Schweizer Gewässern wird an gewissen Standorten das Qualitätsziel (0.7 ng/l)[10] mit 1.1 bis 2.9 ng/l deutlich überschritten.[11]
Imidacloprid und Permethrin gelten ebenfalls als starke Bienengifte und Gifte für Wasserlebewesen. Imidacloprid schädigt beim Menschen den Hormonstoffwechsel und verschlechtert wohl – wie im Tierversuch mit Ratten – die Spermienqualität.[12] Permethrin ist für den Menschen zudem wie alle künstlichen Pyrethroide neurotoxisch.[13] Auch bei Imidacloprid und Permethrin treten immer wieder Überschreitungen der Qualitätsziele in Gewässern auf.[13]
Alternativen
Zu den genannten Zeckenschutzmitteln mit hochgiftigen Wirkstoffen bestehen viel umweltfreundlichere und für den Menschen harmlosere Alternativen: So können Kokosöl oder ätherische Öle auf das Fell der Haustiere aufgetragen werden (siehe Abbildung 2) – Flöhe und Zecken werden so durch den Geruch ferngehalten. Dieses Prozedere muss allerdings regelmässig, etwa vor dem Spaziergang mit dem Hund, wiederholt werden.

Wer es bequemer haben will, kann dem Hund oder der Katze alle 1 bis 3 Monate eine Tablette auf Isoxazolin-Basis verabreichen. Der Wirkstoff wird fast zu 100 % mit dem Kot ausgeschieden[14] und kann mit dem Robidog-Säckli oder der Katzenstreu in der KVA entsorgt werden. Dort wird der Wirkstoff vernichtet. So werden keine Gewässer geschädigt und beim Kuscheln mit dem Tier werden keine Giftstoffe aufgenommen. Die Tabletten können bei rund 10 % der Tiere vorübergehende Nebenwirkungen haben.[14] Wer es ganz ohne Risiko will, setzt auf die Kokosöl-Variante.
Weniger zu empfehlen sind Spot-on Isoxazolin-Medikamente (Tropfen für das Fell). Auch diese gelangen in den Haushalt und allenfalls in Gewässer. Zwar sind sie für Gewässerorganismen weniger toxisch als die obgenannten Fipronil, Imidacloprid, und Permethrin aber trotzdem eine unnötige Belastung.
[1] European Commission: Pesticide Database – Fipronil
[2] Europeam Commission: Pesticide Database – Permethrin
[3] European Commission: Pesticide Database – Imidacloprid
[4] Oekotoxzentrum (2025): Vorschläge des Oekotoxzentrum für Qualitätskriterien für Oberflächengewässer,
speziell zu Fipronil: Beyond Pesticides (2020): Ecosystem-Killer Fipronil More Toxic Than Previously Thought, Found in Waterways Throughout the U.S.
[5] National Pesticide Information Center (2009): Technical Fact Sheet – Fipronil
[6] Lyke, McDaniel, Moser and Herr (2011): Effects of Fipronil on the EEG of Long Evans Rats
[7] Environmental Protection Agency (2007) : Fipronil: Third Reevaluation – Report of the Hazard Identification Assessment Review Committee
[8] Mikolić and Karačonji (2018): Imidacloprid as reproductive toxicant and endocrine disruptor: investigations in laboratory animals
[9] Interpellation 24.3899 (2024): Muss die Verwendung von Fipronil und Imidacloprid eingeschränkt oder sogar verboten werden?
[10] Oekotoxzentrum Schweiz (2021): Proposal by the Ecotox Centre for: Fipronil
[11] Kanton Bern (2023): Zustand der Gewässer, Gewässerbericht 2019 – 2022
[12] Tariba Lovaković, Kašuba, Sekovanić, Orct, Jančec, & Pizent (2021): Effects of Sub-Chronic Exposure to Imidacloprid on Reproductive Organs of Adult Male Rats: Antioxidant State, DNA Damage, and Levels of Essential Elements
[13] Arsuffi-Marcon, Gomes Souza, Santos-Miranda & Joviano-Santos (2024): Neurotoxicity of Pyrethroids in neurodegenerative diseases: From animals‘ models to humans’ studies
[14] Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie (2025): Tierarzneimittel (Schweiz) – Bravecto, Kautablette für Hunde