Fausta Borsani
Asulam darf in der EU nicht verwendet werden, weil es gefährlich für Mensch und Umwelt ist. Die WissenschaftlerInnen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gehen davon aus, dass Asulam die menschliche Schilddrüse beeinträchtigt[i]. Asulam kann damit mitverantwortlich für die weltweite Zunahme von Schilddrüsenkrebs sein. Dazu birgt Asulam ein weiteres Risiko: Nach der Ausbringung als Pflanzengift wird es zum Antibiotikum Sulfanilamid abgebaut und fördert die Antibiotikaresistenz verschiedenster Bakterien in der Umwelt, welche mitunter auch den Menschen befallen können. Antibiotika des gleichen Typs verlieren damit ihre Wirkung. Das kann sich negativ auf die Behandlung von Krankheiten auswirken. Die Anwendung von Herbiziden mit dem Wirkstoff Asulam auf Wiesen könnte auch das Vorhandensein von Sulfanilamid in gewissen Schweizer Bienenhonigen erklären. Für Wasserlebewesen und Vögel ist das langlebige Herbizid gefährlich.
Die Schweiz müsste seit dem 1. Januar 2021 das EU-Recht nachvollziehen und einen Wirkstoff verbieten, der in der EU nicht erlaubt ist.
[i] https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2021.6921
Trittst im Alpengift daher
Was passiert eigentlich mit den ausgebrachten Herbiziden im Boden einer Alp? Agroscope, die Forschungsanstalt des BLW, weiss es nicht. Es seien keine Studien zum Abbau der Wirkstoffen bekannt. Auch die Professorin und Umweltchemikerin Kathrin Fenner (Eawag) kennt keine einschlägigen Studien. Sie weist jedoch darauf hin, dass der Abbau in den Alpen wohl langsamer erfolgt als im Mittelland, weil die Temperaturen tiefer sind. Ein langsamerer Abbau würde bedeuten, dass die kontaminierten Stellen länger betroffen sind. Das heisst, dass Bodenlebewesen dem Gift länger ausgesetzt sein könnten.
Mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es über Pestizide in Karstgebieten. Dieser durchlässige Untergrund findet sich in vielen Regionen im Jura und der Voralpen. Auch unter manchen Schwyzer und Westschweizer Alpen. Seit Jahrzehnten ist bekannt, wie gefährlich sich giftige Spritzmittel in Karstlandschaften auswirken. 1987 zum Beispiel weist das Solothurner Kantonale Laboratorium im Solothurner Jura, im Gempengebiet, rekordhohe Konzentrationen des Herbizids Atrazin nach. Die dünne Humusschicht der Äcker kann Dünge- und Spritzmittel nicht halten. Sie werden deshalb leicht ins Grundwasser geschwemmt und tauchen oft schon kurze Zeit später im Quellwasser auf.
Quelle: https://www.zalp.ch/zalpletter/trittst-im-alpengift-daher/